Vergesst das «Derby della Madonnina» in Mailand, vergesst «the Old Firm» in Glasgow und vergesst «el Clàsico” in Spanien. Denn wenn die Fussballsaison sich langsam der Winterpause zuneigt, geht’s , in der EZO in Romanshorn richtig zur Sache. Am vergangenen Sonntag war wiedermal «Art on Ice» angesagt, beim alljährlichen Schocker zwischen dem Fun-Team der Pikes Oberthurgau und einer unerschrockenen, wagemutigen FCM-Auswahl.
Doch bevor der Eiszauber begann, hiess es zuerst einmal, sich möglichst geschmeidig und unter Einsatz von meterweise Klebeband in die ungewohnte Ausrüstung hineinzuarbeiten. Für manches Teammitglied der FCM-Truppe schon ein Husarenstück, welches der anstehenden Begegnung in Sachen Intensität absolut ebenbürtig schien. Zum Glück hatten die Organisatoren (danke Bubu, danke Domi!) diese Situationen kommen sehen und bereits eine auserlesene Palette an feinen Gerstensäften zur Abkühlung in den Garderoben bereitgestellt. Nach dem Apéro traten die FCM-Mannen in ungewohnten gelben Shirts – mit Ausnahme von Captain Beck, der im gut erkennbaren Topscorer-Shirt in Schwarz – aus den Kabinen in Richtung der Eisbahn.
Mittlerweile hatte auch der rekonvaleszente S. Forster seinen Platz eingenommen, nämlich im Kommentatoren-Häuschen. Nachdem er das weite Rund mit einigen gängigen Hits aus alten und neueren Zeiten richtiggehend zum Kochen gebracht hatte, liess er die Teams sich jeweils auf der eigenen blauen Linie versammeln um dem Schweizer Psalm zu lauschen.
Nun aber genug des Vorgeplänkels… es war Crunch Time angesagt. Die Partie war angesetzt auf 2x 40min., wer schon einmal mit einer Eishockey-Ausrüstung übers Eis gewetzt ist, kann sich vorstellen, warum die Profis nur 3x 20min. spielen. Verständlich jedoch, dass man dieses Spektakel möglichst lange hinauszögern wollte und deshalb die Spielzeit etwas erhöhte. Captain Beck ging mit seinen Mannen nochmals die Taktik durch, bevor man zum ersten Bully des Nachmittags schritt. Die ersten Minuten waren geprägt von Abtasten. Die Pikes liessen die Scheibe wunderbar in den eigenen Reihen zirkulieren, während die FCM-Akteure zu Beginn vornehmlich mit sich selbst beschäftigt waren und sich zuerst an den Untergrund sowie die Arbeitsgeräte gewöhnen mussten. Nach über 10 torlosen Minuten erklang dann fast aus heiterem Himmel das erste Mal die Tor-Sirene. Nach einem schönen Solo konnte R. Brechbühl den Aussenseiter vom Hafenfeld in Führung schiessen und liess sich dafür natürlich ordentlich feiern. Auch im Anschluss hatten die Gastgeber Mühe mit den unorthodoxen, weil eigentlich fast nicht vorhandenen Positionsspiel der FCM-Truppe. So skorte man sich abwechslungsweise und in regelmässigen Abständen in Richtung Pausen-«Tee». Und tatsächlich konnte der FCM eine 4:3-Führung mit in die Kabine nehmen. Besonders hervor taten sich im ersten Durchgang R. Brechbühl, die offensive Speerspitze sowie Goalie P. Stäheli, der zur Krake mutierte und sich nur wenige Male bezwingen lassen musste.
Die Marschrichtung für beide Teams war klar. Da aufgrund fehlender Skills ein gepflegter «Catenaccio» unmöglich schien, mussten die Mannen vom Hafenfeld ihr Heil in der Offensive suchen. Die Pikes ihrerseits wollten die Schmach des ersten Durchganges natürlich nicht auf sich sitzen lassen und waren gewillt, die Offensive forcieren. Als dann FCM-Captain Beck über den Stadionspeaker auch noch ein Angebot zur Aufgabe an die Pikes richtete, schnaubten die Romanshorner bereits unter den Helmen. Die Provokation zeigte Wirkung, denn nur zwei Minuten nach dem Start zur zweiten Hälfte hatten die Pikes ernst gemacht und das Skore zu ihren Gunsten gewendet. Diesem Rückstand lief der FCM dann eigentlich während der gesamten zweiten Halbzeit her, wobei laufen mit zunehmender Spieldauer der falsche Ausdruck war. Manch ein Spieler war schon zur Halbzeitpause näher an der Übersäuerung als im lieb war und so musste man dem angeschlagenen Tempo der ersten Halbzeit etwas Tribut zollen. Die Pikes zeigten sich aber weiterhin als guter Gastgeber, liessen die FCM-Akteure netterweise etwas gewähren, behielten aber immer einen 2- bis 3-Tore-Abstand, so dass bis zum Schluss nichts mehr anbrennen konnte.
Das exakte Resultat war am Schluss Nebensache. Die Pikes hatte die Hackordnung in der EZO auf überzeugende Weise wieder hergestellt. Viel wichtiger war es alsbald, die leeren Batterien mit einem abschliessenden Bierchen wieder aufzuladen und sich aus dem Mix aus Schoner und Klebeband hinaus zu wursteln.
So dürfen wir einmal mehr auf einen gelungenen polysportiven Ausflug zurückblicken. Ein herzlicher Dank geht an die Organisatoren des jedes Jahr hochstehenderen Anlasses. Zudem gilt ein Dank den Betreibern der Halle für das Zur-Verfügung-Stellen der Infrastruktur sowie nicht zuletzt dem Fun-Team der Pikes Oberthurgau, für die sehr angenehme Spielweise (wir wissen, dass ihr auch anders könnt 😉) und dafür, dass ihr euch diese FCM-Truppe jedes Jahr antut. Der FC Münsterlingen hofft, dass es im 2025 endlich einmal klappt mit der Revanche auf dem Rasen des Hafenfeldes!