
Verflucht?! Es gibt Tage, an denen man sich fragt, ob das Schicksal einfach gegen einen spielt. Tage, an denen alles, was man sich hart erarbeitet hat, mit einem einzigen unglücklichen Moment zu Staub zerfällt. Der vergangene Spieltag im Hafenfeld war genau so einer – es lag ein Hauch von Unheil über dem Platz.
Der FC Wängi auf Besuch im Hafenfeld – angereist mit der Absicht, keine Meisterschaftspunkte zu verschenken. Das FCM-Team, geschwächt durch zahlreiche Verletzungen und Abwesenheiten, schickte das letzte mögliche Aufgebot auf den Platz.
Der Anpfiff ertönte, und sofort war klar: Das wird kein gemütlicher Samstagabend. Wängi übernahm schnell die Kontrolle, diktierte das Spiel mit präzisen Pässen und starker Physis. Doch das FCM-Team hielt dagegen – mit Herz, Kampfgeist und einer Prise Wahnsinn. Trotz fehlender Stammkräfte stand die Defensive zu Beginn sehr kompakt. Torwart und Aussenläufer warfen sich in jeden Ball, als ginge es um ihr Leben. Jeder Zweikampf wurde angenommen, jede gelungene Aktion von der Seitenlinie bejubelt.
Der FC Wängi setzte früh Akzente und erhöhte den Druck. Die Fussballehre zeigt, dass Mannschaften, die immer nur reagieren müssen, irgendwann Fehler machen. So geschah es, als Niklaus Güntzel einen Rückpass zu kurz ansetzte – der FCW-Stürmer reagierte eiskalt und netzte alleine vor Lukas Ernst zum 0:1 (17.) ein. Passiert – also weitermachen!
Das Spiel wog hin und her, Torchancen auf der einen Seite, Torchancen auf der anderen – es war nur eine Frage der Zeit, bis eine Mannschaft wieder trifft. Es dauerte bis zur 30. Minute, bis die zwischenzeitliche Erlösung kam. Ein Eckball von Timo Jeremias fand irgendwie den Kopf oder die Schulter von Daniel Osswald – der Ball zappelte zum 1:1-Ausgleich im Netz. Egal wie – das Runde muss ins Eckige.
Weiter ging es mit Grosschancen auf beiden Seiten. Der Ball wollte einfach nicht rein – auch weil Lukas Ernst einen überragenden Abend erwischte und mit zwei grossen "Big Saves" glänzte. Patrik Bichsel und Henrik Baumgartner (Junior A) rackerten unermüdlich über die Aussen, schlossen Flanken und verhinderten Pässe in die gefährliche Zone. Es war ein Kraftakt, ein Ringen mit dem Spiel, mit dem Gegner – und manchmal auch mit sich selbst.
Yanik Leppen hatte Grosschancen für zwei Spiele – und scheiterte. Michael Vonlanthen tat es ihm gleich. Der Schiedsrichter übersah gleich zweimal ein klares Handspiel im Sechzehner des FC Wängi. Es war wie verflucht. Ist es Unvermögen? Ist es einfach nur Pech, das an den Stiefeln klebt? Oder liegt seit ein paar Spielen tatsächlich ein dunkler Fluch über der FCM-Mannschaft?
Die zweite Halbzeit begann, wie die erste endete: intensiv, hart umkämpft, mit offenem Visier. Doch mit jeder Minute schwanden die Kräfte. Der schmale Kader forderte nun endgültig seinen Preis. Die Lücken wurden grösser, die Laufwege schwerer, die Gedanken eine Spur zu langsam.
In der 58. Spielminute dann der nächste Nackenschlag: Ein harmloser Ball rutschte durch die Schnittstelle – der Wängi-Stürmer nutzte die kurze Orientierungslosigkeit und traf zum 1:2. Ein Treffer wie ein Stich direkt ins Herz. Doch aufgeben? Nicht beim FCM. Die Jungs kämpften, warfen sich nochmals mit allem, was sie hatten, in die Partie. Man spürte: Diese Mannschaft lebt, auch wenn sie taumelt.
Doch es kam noch schlimmer. In der 83. Minute zögerte Lukas Ernst einen Moment beim Herauslaufen – ein kurzer Wimpernschlag der Unsicherheit – und der FCW-Stürmer nützte das eiskalt aus. 1:3. Die alte Fussballweisheit bewahrheitete sich einmal mehr: Wer sie vorne nicht macht, bekommt sie hinten rein.
Doch wer dachte, das sei das Ende, irrte sich. Der Trainer stellte sofort um – Systemwechsel, mehr Risiko. Und siehe da: Die Reaktion kam sofort. Ein Kopfball aus dem Mittelfeld von Luca Zwahlen, perfekt getimt, flog auf Yanik Leppen. Der nahm Tempo auf, liess den Verteidiger stehen und schob diesmal abgeklärt zum 2:3 (85.) ein. Endlich! Ein Lebenszeichen. Geht da noch was?
Das Stadion, die Bank, die wenigen Fans – alle standen. Noch fünf Minuten, plus Nachspielzeit. Der FCM warf alles nach vorne. Jeder Ball wurde zur Hoffnung, jede Aktion zur letzten Chance. Doch wie so oft an diesem Abend sollte es einfach nicht sein. Ein letzter Pass zu ungenau, ein letzter Abschluss zu überhastet. Der Abpfiff kam wie ein Hammerschlag.
Fazit: Verflucht?! Vielleicht. Vielleicht war es einfach einer dieser Abende, an denen der Fussball gnadenlos ehrlich ist. Das FCM-Team zeigte Charakter, Leidenschaft und unbändigen Willen – doch am Ende fehlte das letzte Quäntchen Glück. Und trotzdem: Wer solche Spiele mit Würde und Feuer spielt, hat mehr gewonnen, als es die Tabelle je zeigen kann. Denn echte Mannschaften wachsen gerade in der Niederlage.
MVP: Patrik Bichsel – sein Kampfgeist und Wille jeden Zweikampf zu gewinnen war unbezahlbar.
Aufstellung: Lukas Ernst, Niklaus Güntzel (C), Sven Cavigelli, Patrik Bichsel, Henrik Baumgartner (50.), Mohamad El-Outah, Joshua Endel (50.), Daniel Osswald, Timo Jeremias, Yanik Lepen, Michael Vonlanthen
Ersatz: Robin Fortiguerra, Luca Zwahlen (50.), Colin Rüegg (50.), Enrico Moreillon
Schiedsrichter: Rui Pedro Fernandes
Anmerkung: Die Spielberichte basieren auf wahren Begebenheiten und liegen immer im Auge des Betrachters, nur die Namen der Darsteller wurden aus Datenschutzgründen geändert. Andere Ansichten sind grundsätzlich erlaubt, ändern aber nichts an den Wahrnehmungen des Verfassers.