2. Mannschaft | FC Amriswil 2a - FCM 4:1

Spieglein, Spieglein an der Wand... Wer ist die kampfstärkste Mannschaft im ganzen Land?

 

Nicht der FCM – zumindest nicht an diesem Samstagabend in Amriswil. Was als vielversprechender Fussballtag begann, entwickelte sich rasch zu einem Spiegelbild alter Schwächen. Perfektes Wetter, perfekter Rasen – eigentlich war alles angerichtet für einen starken Auftritt. Und doch – das, was folgte, war ein Auftritt, bei dem man sich als Zuschauer immer wieder fragte: Spieglein, Spieglein an der Wand – was läuft hier bloss mit dem FCM aus Münsterlingen?

Dabei begann alles nach Wunsch. Bereits in der 8. Spielminute klingelte es im Amriswiler Tor: Daniel Osswald spielt den Ball stark die Linie entlang auf Colin Rüegg, dieser mit einem cleveren Steckpass auf Michael Vonlanthen – und der vollendet eiskalt zum 0:1. Fussballherz, was willst du mehr? Ein Auftakt nach Mass, der Hoffnung machte.

 

Doch die Freude war nur von kurzer Dauer. Bereits sechs Minuten später wurde Colin Rüegg auf der Seitenlinie überlaufen, der nachrückende Innenverteidiger kam zu spät, der Querpass kam – und der Ball lag im Netz. 1:1 (14.). Nur zwei Minuten später ging’s Schlag auf Schlag weiter: Nach einem wilden Durcheinander im FCM-Strafraum kam Amriswil zu einem Eckball. Wieder ein verlorenes Kopfballduell, wieder ein Tor – 2:1 (16.). Wieder ein Kopfschütteln.

 

Es war, als hätte der Gegentreffer dem FCM den Stecker gezogen. Was folgte, war ein zerfahrener, mutloser Auftritt. Zwar kam man vereinzelt zu Torchancen, doch die Abschlüsse waren überhastet, ungenau, teilweise fast kläglich. So passte es ins Bild, dass Yanik Lepen in der 38. Minute das leere Tor verfehlte – ein Moment, der sinnbildlich für diesen Mannschaftsauftritt stand. Statt dem erhofften 2:3 und einem möglichen Wendepunkt, blieb alles beim Alten.

 

Amriswil hingegen spielte einfach weiter – nicht überragend, aber zielstrebig und konsequent. In der 34. Minute erhöhten sie auf 3:1. Ein Eckball, wieder fehlte die Zuordnung, wieder fehlte die letzte Entschlossenheit. Kein Zugriff, keine Kommunikation, kein sichtbarer Wille, das Steuer nochmals herumzureissen.

 

Auch nach dem Wiederanpfiff zur zweiten Halbzeit blieb das FCM-Team farb- und bisslos. Kein Ansatz von Willen, keine Körperspannung, keine Spur von Kampfbereitschaft. Einfache Bälle gingen in der Vorwärtsbewegung verloren – technische Fehler, Fehlpässe, falsche Laufwege. Nein, diese Mannschaft war heute nicht auf dem Platz. Zumindest nicht mit Herz und Wille.

 

In der 59. Minute nahm das Unheil seinen weiteren Lauf – ein harmloser Ball aus der zweiten Reihe, flach, tückisch auftickend, wurde zur bitteren Realität. Lukas Ernst versuchte noch alles, doch der Aufsetzer war zu hinterhältig - 4:1. Und mit diesem Tor und Nackenschlag war die letzte Hoffnung entgültig dahin.

 

Trotz diesem perfiden Aufsetzer, der einzige, der sich an diesem Nachmittag nicht in den Spiegel schauen musste, war Torhüter Lukas Ernst. Mit mehreren Glanzparaden bewahrte er das FCM2 Team vor einem noch höheren Rückstand. Er strahlte Ruhe aus, wo andere die Köpfe hängen liessen. Eine Einzelleistung, die das Team zumindest vor der völligen Demontage bewahrte.

 

Man hatte nie das Gefühl, dass hier heute ein FC Münsterlingen Team spielt, das in der Aufstiegsgruppe etwas bewirken wollte. Kein Aufbäumen, keine Reaktion. Nur Leere. Nur Schatten.

 

Und so bleibt am Ende mehr als nur ein weiteres Resultat in der Statistik. Es bleibt der bittere Beigeschmack eines Spiels, das Fragen aufwirft. Bevor man in dieser Aufstiegsgruppe kläglich scheitert, sollte jeder einzelne Spieler – ja, auch der Trainer – einmal ehrlich in den Spiegel schauen. Ohne Ausreden, ohne Schuldzuweisungen. Nur mit der einen Frage: Habe ich wirklich alles gegeben?

 

Vielleicht – und man darf es hoffen – war dieser Auftritt der letzte Weckruf. Vielleicht braucht es genau so ein Spiel, um zu begreifen, was heute wirklich passiert ist. Zwei Spiele bleiben. Zwei Chancen. Zwei Gelegenheiten, Charakter zu zeigen – jeder für jeden, alle für einen.

 

Fazit: Das war zu wenig. Zu leblos. Zu fern von dem, wofür die Mannschaft stehen will und insbesondere kann. Und trotzdem: Noch ist einiges möglich die FC Münsterlingen-Fahne hoch zu halten – wenn jetzt jeder wieder bereit ist, sich zu schütteln, Verantwortung zu übernehmen und mit offenem Visier zurückzukommen. Fussball schreibt Geschichten – auch die von einem späten Erwachen. Spieglein, Spieglein an der Wand ...

 

MVP: Lukas Ernst – trotz der deutlichen Niederlage war Lukas Ernst der einzige Lichtblick in einer ansonsten enttäuschenden Mannschaftsleistung. Mit mehreren Glanzparaden, mutigem Herauslaufen und starker Strafraumbeherrschung bewahrte er den FCM vor einer noch höheren Niederlage. Sein Auftritt war ein Statement – leise, aber eindeutig: Ich bin da, auch wenn es weh tut. Und genau deshalb ist er der verdiente MVP dieses Spiels.

 

Aufstellung: Lukas Ernst, Niklaus Güntzel (68.), Sven Cavigelli (81.), Mohamad El-Outah, Riccardo Puleo, Colin Rüegg, Luca Zwahlen (C / 81.), Daniel Osswald (74.), Timo Jeremias, Yanik Lepen (68.), Michael Vonlanthen Ersatz: Daniel Wiesli (81.), Joshua Endel (74.), Luca Alig (68.), Tobias Leuzinger (68.), Pascal Gloor (81.), Patrik Bichsel

 

Verwarnungen: Riccardo Puleo ( Foulspiel), Sven Cavigelli (Foulspiel), Lukas Ernst (Foulpsiel)

 

Schiedsrichter: Nicole Grütter

 

Anmerkung: Die Spielberichte basieren auf wahren Begebenheiten und liegen immer im Auge des Betrachters, nur die Namen der Darsteller wurden aus Datenschutzgründen geändert. Andere Ansichten sind grundsätzlich erlaubt, ändern aber nichts an den Wahrnehmungen des Verfassers.